AfD dafür – Grüne, SPD und CDU dagegen: Transrapid-Debatte im niedersächsischen Landtag

Ausgelöst durch den Antrag der AfD, den Rückbau der Transrapid-Versuchsanlage Emsland zu stoppen und die Transrapid-Forschung und Einsatz wieder aufzunehmen, fand im niedersächsischen Landtag eine 20 minütige Debatte über den Transrapid statt. (Video)

Niedersächsischer Landtag (Beispielbild) (Quelle: Landtag Niedersachsen)

Stephan Christ (Grüne) vergleicht Transrapid mit 80er Radiomusik

Stephan Christ, Landtagsabgeordneter der Grünen, äußert sich negativ über den Transrapid. 

Obwohl der klimaneutral betreibbare Transrapid das Potenzial bietet, den überlasteten Fernverkehr der Bahn (ICE Pünktlichkeiten von nur 65,3 % in 2023) und den Kurz- und Mittelstreckenflugverkehr nachhaltig zu entlasten, bleiben ihm keine anderen Gegenargumente übrig, als den Transrapid mit 80er Jahre Radiomusik zu vergleichen.

“Mein erster Gedanke war der Claim eines Niedersächsischen Radiosenders, der die besten Hits der 80er und 90er bewirbt. Doch statt Tom Schilling, Westernhagen, Bon Jovi oder Madonna geht’s um die Magnetschwebebahn.”, so Christ während seiner Rede.

“Stattdessen wurde der Fokus auf die Stärkung der Schiene gesetzt, die ohne Frage noch eine immense Herausforderung ist.”, so Christ, wobei das deutsche Schienennetz von 1995 – 2022 in seiner Länge um 12% geschrumpft ist, obwohl das Verkehrsaufkommen stark angestiegen ist.

Genau durch diese Vernachlässigung der gesamten Bahninfrastruktur, die den Transrapid nunmal am härtesten traf, haben wir heute all die Verspätungen, Zugausfälle und das ganze zugehörige Chaos bei der Bahn. Eine “Stärkung der Schiene”, wie Christ sie abwertend gegenüber dem Transrapid ansprach, scheint wohl ebenso wenig funktioniert zu haben. Dass der Transrapid eine enorme Verbesserung des Fernverkehrs bewirken kann, ist längst kein Geheimnis.

Christoph Bratmann (SPD) bevorzugt Hyperloop-Forschung

Seine Rede beginnt Christoph Bratmann, Landtagsabgeordneter der SPD, mit einem Zitat aus der Edmund Stoiber Rede über das Transrapid-Projekt am Münchener Flughafen. Zudem betont Bratmann die hohen Kosten des Transrapid und den Tod von 23 Menschen auf der Transrapid-Versuchsanlage Emsland – ohne zu erwähnen, dass dieser durch einen menschlichen Fehler verursacht wurde.

Selbstverständlich erfordert der Aufbau einer Transrapid-Strecke hohe Investitionen – doch das ist bei normalen Zugstrecken nicht anders. Vergleicht man nämlich Transrapid mit ICE wird schnell deutlich, dass hier nichts “zu teuer” ist – besonders in Anbetracht der doppelt so hohen Höchstgeschwindigkeit, dem 40% geringeren Energiebedarf pro Sitzplatz bei 350 km/h, 70% geringeren Wartungsaufwand und vielen mehr.

Korrekterweise gibt Bratmann an, dass die Transrapid-Versuchsanlage Emsland 2011 geschlossen wurde, nachdem die Industrie keinen Bedarf mehr an weiterer Erforschung sah. Aber nicht, weil man das Projekt aufgegeben hat – sondern, da die Technologie seit 1991 einsatzreif ist und das neuste Fahrzeug TR09 die Zulassung vom Eisenbahn-Bundesamt erfolgreich erteilt bekam.

Reinhold Hilbers (CDU) lobt Transrapid, bevorzugt aber Hyperloop

Mit lobenden Worten für die Transrapid-Technologie beginnt Reinhold Hilbers, Landtagsabgeordneter der CDU, seine Rede. Der Transrapid wäre seiner Zeit voraus gewesen und aufgrund fehlenden politischen Mutes nicht realisiert worden. Angesichts heute relevanter Gesichtspunkte wie Klimaneutralität und autonomes Fahren hätten sich für den Transrapid ganz andere Perspektiven entwickeln können, so Hilbers.

Dennoch schwenkt er während seiner Rede zum Hyperloop um und erläutert, dass es ein sinnvollerer Ansatz wäre, die Transrapid-Versuchsanlage Emsland für Hyperloop-Forschung weiterzuverwenden.

Antrag der AfD als Auslöser

Ausgelöst wurde die gesamte Debatte durch einen Antrag der AfD, welche u.A. die Reaktivierung der Transrapid-Versuchsanlage Emsland und die Wiederaufnahme der Forschung fordert. 

“Für die Personenbeförderung in Megacitys wie auch für den internationalen Güterverkehr bietet die Magnetschwebetechnik deutliche Vorteile gegenüber dem Transport auf Schiene, Straße und Luftweg. Die Technik gewährleistet eine technisch sichere, schnelle und hochfrequente Massenbeförderung. Der erosive Materialverschleiß und damit auch der Wartungsaufwand sind deutlich geringer als bei herkömmlichen Beförderungssystemen. Emissionsmengen an Lärm, Feinstaub oder Verbrennungsrückständen sind minimal bis gar nicht gegeben. Maglev-Strecken können höhere Steigungswinkel als Gleissysteme bewältigen, haben einen geringeren Flächenverbrauch und führen anders als Gleis-Hochgeschwindigkeitsstrecken nicht zu einer Zerschneidung der Landschaft.”, so ein Auszug aus dem Antrag.

Antragsübergabe an Ausschuss

Nun wird der Antrag an den “Fachausschuss für Wirtschaft, Bau, Verkehr und Digitalisierung” übergeben, wo dieser weiter diskutiert wird.

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