450 km/h vor 30 Jahren: Der TR07 ist das Fahrzeug der Rekorde

Vor 30 Jahren, am 10. Juni 1993, stellte der Transrapid 07 einen Weltrekord auf: Er erreichte auf der Transrapid Versuchsanlage Emsland (TVE) eine Geschwindigkeit von 450 km/h. Damit war er das schnellste Schienenfahrzeug der Welt – bis heute der schnellste Zug Deutschlands.

Schon vor 30 Jahren stellte der TR07 Rekorde auf, über welche man heute nur träumen könnte. Schnellzüge in Deutschland fahren im Regelbetrieb weit unter 300 km/h und werden auf einer völlig überlasteten Infrastruktur betrieben, welche unzählige Verspätungen verursacht.

Der Transrapid 07 ist eine umfangreiche Weiterentwicklung des Transrapid 06. Er verfügte über ein verbessertes Magnetfahrwerk, das eine höhere Sicherheit und Redundanz bot, sowie über einen optimierten Wagenkasten, der von Krauss-Maffei in München gefertigt wurde. Der Transrapid 07 war für eine Nenngeschwindigkeit von 500 km/h ausgelegt und bot Platz für 192 Fahrgäste.

Mit dem Transrapid 07 wurde 1991 die technische Einsatzreife des Magnetschwebebahnsystems festgestellt. Das System basierte auf dem Prinzip des Synchron-Langstator-Linearmotors, bei dem der Antrieb im Fahrweg integriert ist und das Fahrzeug durch ein geregeltes, elektromagnetisches Schwebesystem über dem Fahrweg geführt wurde. Dadurch konnte der Transrapid hohe Geschwindigkeiten, Steigungen und Gefälle bewältigen, ohne Verschleiß oder Reibung zu verursachen. Im Juni 1993 wurde nicht nur der Weltrekord von 450 km/h gebrochen: Auch die längste Nonstop-Fahrt wurde durchgeführt, wobei 1.674,05 km ohne Pause auf der 31,5 im kurzen Teststrecke durchgeführt wurden.

Der Transrapid 07 war ein Meilenstein der Magnetschwebebahn-Technologie und demonstrierte das Potenzial dieser innovativen Verkehrslösung. Leider wurde das System in Deutschland nie kommerziell umgesetzt, obwohl mehrere Projekte geplant waren. Die einzige Transrapidstrecke im Regelbetrieb befindet sich in Shanghai, wo seit 2002 ein Flughafenzubringer mit einer Höchstgeschwindigkeit von 431 km/h verkehrt. In China wird die Technologie weiterentwickelt und soll in Zukunft noch höhere Geschwindigkeiten ermöglichen. Im November 2003 erreichte ein Nachfolgerfahrzeug (SMT, basierend auf TR08) sogar 501,5 km/h: Auf nur knapp 30 km.

Der Transrapid 07 ist heute noch zu besichtigen: Eine Sektion steht abgestellt in Lathen, wo auch die TVE bis 2011 betrieben wurde. Die andere Sektion steht bei Max Bögl. Der Transrapid 07 bleibt ein Zeugnis für die deutsche Ingenieurskunst und die Faszination der Magnetschwebebahn.

Das Transrapid-Besucherzentrum widmet sich in diesem Monat in vielerlei Hinsicht dem TR07.

Neben einer kleinen Sonderausstellung mit Informationen über das Fahrzeug sind auch Besichtigungen des Fahrzeugs möglich. Die Öffnungszeiten des Besucherzentrums sind unter transrapid-besucherzentrum.de einsehbar.

MagnetBahn+ Mitglieder unterstützen unsere Arbeit & Einsatz für Magnetschwebebahnen und erhalten unter diesem Link exklusive Bilder des Fahrzeugs von innen.

Entstehung des TR07

Der TR07 ist der direkte Nachfolger des TR06 – das erste Fahrzeug, welches auf der Transrapid-Versuchsanlage Emsland erprobt wurde. Der TR07 greift somit auf die mit dem TR06 gemachten Erfahrungen & Erkenntnisse im Hochgeschwindigkeitsbetrieb zurück. Neu am TR07 war die fundamental erneuerte Fahrzeugstruktur und das Magnetfahrwerk, welches deutlich redundanter ausgelegt ist und über ein neues, nichtmechanisches Notbremskonzept (Wirbelstrombremse) verfügt.

Der Bau des Fahrzeugs hat 1988 begonnen. Bevor es 1989 auf der TVE eingesetzt wurde, wurde es 1988 auf der internationalen Verkehrsausstellung in Hamburg (IVA88) präsentiert.

Das mit dem TR07 eingeführte Richtfunksystem setzt auf 38 GHz Funkverbindungen, über welche die Kommunikation mit dem Leitstand ermöglicht wird. Dadurch ist eine Kommunikation mit geringer Latenz möglich.

Der Innenraum des Fahrzeugs wurde komplett neu gestaltet. Das Fahrzeug wurde in 2×2 Bestuhlung realisiert, wobei die Sitze sehr breit waren. Das 2-Sektionen-Fahrzeug bestand aus einer bestuhlten Sektion, in welcher die Fahrgäste mitgefahren sind – und einer Mess-Sektion, in welcher die Transrapid-Ingenieure anhand von Messequipment und Sensoren die Eigenschaften & das Verhalten des Fahrzeugs in Echtzeit analysieren und verbessern konnten.

Betrieb des TR07

10 Jahre wurde der TR07 betrieben, wobei er kumuliert mehr als 588.000 km auf der 31,5 km kurzen Strecke zurücklegt und über eine halbe Million Fahrgäste befördert. 1999 wurde er vom TR08 abgelöst. Der TR07 ist das womöglich wichtigste Fahrzeug der Transrapid-Geschichte, da an ihm 1991 die technische Einsatzreife des Transrapid-Systems festgestellt wurde. Das bedeutet, dass die Technologie ab sofort für den kommerziellen Betrieb zugelassen war.

1993 bricht der TR07 zwei Rekorde. Am 06. Juni die längste Nonstop-Fahrt, wobei das Fahrzeug 1.674,05 km ohne Pause auf der Teststrecke im Emsland fährt.
Nur vier Tage später, am 10. Juni, bricht der TR07 den Geschwindigkeitsrekord von 450 km/h. Der bisherige Rekord des TR07 lag bei 436 km/h, der TR06 brachte es auf 412,6 km/h. Für das Transrapid-System sind diese Geschwindigkeiten kein Problem. Knapp 10 Jahre später, im November 2003, wurden in Shanghai 501,5 km/h mit einem Nachfolgerfahrzeug erreicht – auf einer nur 29,9 km kurzen Strecke. Kein anderer Zug kann so schnell fahren, beschleunigen und bremsen, wie der Transrapid.

Der TR07 wurde von 1989 bis 1992 zeitweise gleichzeitig mit dem TR06 betrieben. Die Betriebsleittechniken beider Fahrzeuge sind inkompatibel, weshalb der Leitstand der TVE damals mit beiden BLT-Systemen ausgestattet war.

Vom TR07 wurde nur ein Fahrzeug mit zwei Sektionen produziert. Viele denken, es gäbe verschiedene Varianten des TR07, was jedoch nicht stimmt. Die verschiedenen Optiken des Fahrzeugs sind Modifikationen am Fahrzeug zu verdanken, welche durchgeführt wurden, um verschiedene aerodynamische Formen zu erproben, mit dem Ziel, das Fahrzeug noch leiser und energieeffizienter zu machen. Das ist auch gelungen, Messungen beweisen, dass neue Formen des TR07 deutlich leiser sind. Rot wurde er 2000 / 2002 gefärbt, als man ihn als Infopoint in München & Essen einsetzte.

Bild: Thyssenkrupp Transrapid GmbH

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